Ein Abenteuer im winterlichen Nordostpolen

 

Ende Januar 2022 – nach langer Zeit ohne internationalen Flug sitze ich wieder einmal mit meiner schweren Fotoausrüstung am frühen Morgen in einer nur mäßig gefüllten Lufthansa-Maschine nach Warschau. Vor mir eine Woche Fotoexkursion im Nordosten Polens mit Naturblick Fotoreisen.

 

Eine faszinierende und naturbelassene Landschaft mitten in Europa mit einer schier unglaublichen Artenvielfalt wartet im winterlichen Nordosten Polens - dabei ist das fotografische Ziel klar: Fischotter, aber auch Elche, Wisente und eine Sperbereule stehen auf dem "Wunschzettel".

Generell ist der Januar eine sehr gute Zeit um Fischotter – oder Wydra, wie der auf das Leben im Wasser angepasste Marder auf Polnisch genannt wird – zu erleben und fotografieren. Leider findet dieses beeindruckende Tier in unserer heimischen, modernen Kulturlandschaft nur noch selten die benötigten sauberen Gewässer mit natürlich bewachsenen Uferzonen und Überschwemmungsgebieten. Zur aktuellen Jahreszeit findet die Ranz, also die Paarungszeit, statt. Wie bei allen anderen Tieren ist zu jener Zeit die Aktivität deutlich erhöht, die männlichen Otter suchen sich Weibchen und halten sich stets in ihrer Nähe auf. So ist es nicht ungewöhnlich mehrere Maderartige auf kleinem Raum anzutreffen.

 

Die Fischotter ernähren sich aktuell hauptsächlich von Amphibien, welche sich in der Winterstarre am Grund der fisch- und amphibienreichen Gewässer aufhalten. Diese werden aufgesammelt und gerne gut sichtbar auf den Eisflächen verspeist. Hierbei werden immer oftmals ähnliche Stellen angelandet, sodass eine Möglichkeit darin besteht, den „Fraßplatz“ eines abgetauchten Otters anzugehen und dann darauf hofft, dass dieser wieder auftaucht und vor der Linse frisst. Doch ganz so einfach ist das dann doch wieder nicht denn nach einigen Tauchgängen – mal sind es mehr, mal weniger – ist unser potentielles Fotomotiv gestärkt und verbringt eine gewisse Zeit in Bau, sodass dass fotografische „Katz-und-Maus-Spiel“ von Neuem beginnt.

 

Auf der Suche nach dem Wisent zieht es viele Naturfotografen ins Grenzgebiet zu Weißrussland. Doch bevor die urigen Wildrinder in ihrem natürlichen Lebensraum besucht werden können wartet noch eine andere Besonderheit und Rarität: Eine aus den nördlichen Gefilden von Norwegen und Schweden stammende, mittelgroße Eule überwintert in einem kleinen Waldstück neben einer landwirtschaftlich genutzten Kernobstplantage - die Sperbereule. Dank sozialer Medien ist der Standort in Polen recht bekannt, sodass schöne Aufnahmen im Lebensraum getätigt werden können.

 

Wisente sind Herdentiere und bevorzugen offene und halboffene Weideflächen als Lebensraum. In seiner Position als sogenannter Megaherbivor kann er diesen auch selbst schaffen und verändern. Noch in den 1920er Jahren war das europäische Wildrind akut vom Aussterben bedroht - seither wurden seit der 1940er Jahre diverse Auswilderungsprojekte,  insbesondere in Osteuropa, durchgeführt.

 

Es ist ein gigantischer Moment, wenn man wenige Meter läuft und stehen bleibt um nach einigen Momenten wieder ein paar bedächtige und ruhige Schritte in Richtung imposanter Tiere wie dem Wisent zu gehen. Wenn man dann nach geschätzten 25 – 30 Metern vor der Herde steht und einzelne Wisente auf einen zu ziehen– sind das die Augenblicke in denen uns bewusst wird, warum es den Naturfotografen immer und immer wieder in die Natur zieht um für den Unbedarften oft ähnliche Aufnahmen anzufertigen.


Kommentare: 6
  • #6

    Ute Jacob (Sonntag, 25 Dezember 2022 19:21)

    Wieder was gelernt über die Lebensräume von Fischottern und Wisenten. Tolle Fotos!�

  • #5

    Bernd Eiben (Mittwoch, 13 Juli 2022 11:55)

    Ganz tolle und beeindruckende Aufnahmen

  • #4

    Manfred Reusch (Mittwoch, 13 Juli 2022 10:59)

    Lieber Marco,
    vielen Dank für die Infos. Sehr sehr schöne Bilder - hast Du wirklich hervorragend gemacht.
    Weiter so!
    Viele Grüße
    Manfred

  • #3

    Jan-Peter (Mittwoch, 13 Juli 2022 10:19)

    Ganz tolle Aufnahmen, Marco!
    Ich vermute mal, dass auch der "Weg" zum Bild schon ein Erlebnis war, oder?
    Freu mich auf deinen persönlichen Bericht.
    Viele Grüße
    JP

  • #2

    Alexander (Dienstag, 12 Juli 2022 18:21)

    Die Otter haben es mir angetan, schöne Bilder!
    Grüsse

  • #1

    Manfred und Marleni (Sonntag, 10 Juli 2022 09:29)

    Sind begeistert von Deinen neuen Aufnahmen.
    Liebe Grüsse aus Sankt Englmar