Was kracht denn da im bunten Wald?

 

Wenn man den Rothirsch als den König der Wälder bezeichnen kann, so ist mit Fug und Recht der Damhirsch der dortige Raufbold - er ist in meinen Augen wesentlich kampfeslustiger (bei den Aufnahmen für "Zwischen Brunftgeruch und majestätischen Stimmen" durfte ich trotz höherem Zeitaufwand keinen Kampf erleben). Das Krachen imposanter Schaufeln gehört ebenso zur akustischen Kulisse an den Brunftplätzen wie die an ein Rülpsen erinnernde Stimme der Hirsche. Zur Brunft sind es eben echte Raufer.

 

In der zweiten Oktoberhälfte ist die Kombination der Bewohner lichter Wälder und ausgedehnter Wiesenlandschaften mit dem bunten Herbstlaub besonders fotogen. Anders als das größere Rotwild ist das Damwild deutlich weniger störanfällig - dies zeigen die nachfolgenden Bilder, die in einem stark frequentierten Naturschutzgebiet entstanden sind, eindrucksvoll.

Der Ablauf der Damwildbrunft unterscheidet sich grundsätzlich von der des Rotwildes. Zum einen findet sie rund vier Wochen später im Jahr in bunten Wäldern und auf übersichtlichen Wiesen statt, zum anderen divergiert das Verhalten der Tiere in Teilen deutlich.

 

Beim Damwild zieht das Kahlwild zu den Hirschen - die Männchen versuchen in der Regel nicht ein Kahlwildrudel zusammen zu halten. Sie suchen sich eine gut sichtbare Stelle im Altholz oder auf Freiflächen und schlagen dort mit den Vorderläufen sowie dem Geweih eine Brunftkuhle. Hier urinieren und suhlen sie sich in den eigenen Hinterlassenschaften. Auf diese Weise wird das in Anspruch genommene Territorium optisch und geruchlich markiert. Ein weiteres typisches Verhalten ist das Scheuern der auch als Träger bezeichneten Halspartie an Bäumen, was man diesen mit der Zeit auch ansieht.

 

Am Brunftplatz beginnt der Damhirsch nun zu rufen - durch den an ein Rülpsen erinnernden, eintönigen Ruf sowie den intensiven Geruch werden die weiblichen Tiere, aber auch andere Hirsche angelockt. Oft befinden sich auf einem traditionellen Brunftplatz mehrere Kuhlen in denen sie sich kurz von der anstrengenden Brunft erholen. Durch diese kurzen Pausen in der Brunftkuhle entsteht mitunter der Eindruck, dass die männlichen Stücke in der Kuhle sitzend auf die Weibchen warten.

 

An einem guten Platz können mehrere verschiedene Geweihträger zeitgleich auf vergleichsweise engem Raum stehen oder sitzen. An diese besonderen Stellen zieht das Wild mitunter über weite Strecken sowie über mehrere Jahrzehnte und Generationen. Sollte sich ein Hirsch einem anderen zu sehr annähern entstehen häufig Auseinandersetzungen. Nach einem typischen Imponiergehabe krachen häufig weithin hörbar die Geweihe aufeinander und es entsteht ein frontaler Schiebekampf. Jedoch kommt es beim Damwild aufgrund der typischen an Schaufeln erinnernde Form des Geweihs deutlich seltener zu ernsthaften Verletzungen als bei Rothirschen.

 

Zur Brunft wechseln Damhirsche unstet von einem zum anderen Brunftplatz - dort angekommen kontrollieren, vergrößern sowie besetzen sie bereits bestehende Kuhlen. Hier wird gerauft und in der Hoffnung sich fortpflanzen zu können auf anwechselndes Kahlwild gewartet. Die Kälber des Damwildes erblicken normalerweise im Juni das Licht der Welt.


Kommentare: 0